Am 24. November 2025 überfuhr ein abbiegender LKW-Fahrer einen Radfahrer an der Autobahnauffahrt Oberlandstraße. Der Radfahrer starb noch vor Ort. Dieser Unfall ist nicht allein auf die Unachtsamkeit des LKW-Fahrer zurück zu führen.
Denn rund um die Anschlussstelle Oberlandstraße gibt es für Menschen auf dem Rad nichts:
- keine Radwege,
- keine Radfahr- oder Schutzstreifen,
- keine Aufstellflächen und Furten für das indirekte Linksabbiegen Radfahrender.
Stattdessen ist sämtlicher Platz für den Autoverkehr vorgesehen. Radfahrende sollen im schnellen Autoverkehr mitfahren und auch noch Spurwechsel machen. Kurz: Diese Straße ist der blanke Horror.
Kundgebung am 6.12. um 13 Uhr
Damit nicht noch mehr Menschen gefährdet werden, muss hier schnell gehandelt werden. Wir fordern einen geschützten Notradfahrstreifen an der Unfallstelle. Deshalb rufen wir zu einer Kundgebung am 6.12. um 13 Uhr auf. Wir bilden an der Oberlandstraße vor der Auffahrt zur A100 (Karte) eine Menschenkette, um diesen Notradfahrstreifen symbolisch schon einmal einzurichten. Bitte kommt mit Warnwesten.
Warum ist hier eine Veränderung nötig und warum muss sie schnell kommen?
Die Oberlandstraße bildet zusammen mit der Germaniastraße eine der wichtigsten Verbindungen außerhalb des S-Bahnrings zwischen Neukölln und Tempelhof sowie dann weiter nach Schöneberg. Zudem durchquert die Straße ein großes Gewerbegebiet, so dass sie auch für viele Menschen zum Arbeitsweg gehört. Im offiziellen Radnetz ist die Oberlandstraße Teil des einzurichtenden Ergänzungsnetzes.
Bis heute sieht die Straße allerdings noch so aus, wie sie vor mehr als 40 Jahren als Autobahnzubringer gebaut wurde. Östlich der Autobahn sind je Richtung ein überbreiter Fahrstreifen markiert. Auf dem Hochbord parken Autos, dahinter befindet sich ein deutlich in die Jahre gekommener zu schmaler Radweg aus Verbundsteinpflaster, mitten durch den Türbereich parkender Autos führend. Dieser Radweg endet jedoch kurz vor der Autobahn. Radfahrende sollen sich auf der Fahrbahn in den Fließverkehr einfädeln. Die Sichtbeziehungen sind schlecht, weil sie zuvor sowohl hinter abgestellten Autos als auch hinter Bäumen fahren.

Zugleich fächern sich die Fahrspuren auf und Richtung Westen führen jetzt ganze vier Spuren und zwar von links nach rechts: eine zum Abbiegen nach links, eine mit Pfeil gerade aus und zwei Spuren sind ohne Pfeile.

Nach rechts auf die Autobahn kann hier demnach von den beiden rechten Fahrstreifen abgebogen werden – und genau das passiert auch vor allem bei Lkws mit ihren größeren Schleppkurven.

Schlechte Sichtbeziehungen sind die Folge dieses mehrspurigen Abbiegens – und sehr gefährlich für Menschen zu Fuß und auf dem Rad. Dieses mögliche doppelte Rechtsabbiegen ist völlig unnötig und muss sofort aufhören. Und es ist auch möglich: denn häufiger wird diese zweite Spur von rechts zum Geradeausfahren genutzt, so dass geradeaus auf einmal zwei Spuren zur Verfügung stehen, wo es zuvor nur eine gab. Es wäre also problemlos möglich, die Fahrspur ganz rechts zu einem geschützten Radfahrstreifen zu machen, die zweite von rechts zur Abbiegespur zu machen, eine Spur führt geradeaus und eine Spur ermöglicht das Abbiegen nach links. Das lässt sich mit einem provisorischen Radfahrstreifen sehr schnell umsetzen.
Auch westlich der Autobahn wird der Platz äußerst großzügig dem Autoverkehr zugeschlagen. So gibt es auf einmal zweifache Linksabbiegespuren in die Komturstraße, obwohl man dort nur auf einem Fahrstreifen weiterfahren kann.

Radfahrende müssen sich hier übrigens auch auf diesen Abbiegespuren einordnen, denn das weniger gefährliche indirekte Linksabbiegen über eine Fußgängerfurt hinter der Kreuzung ist nicht möglich, weil es dort keine Fußgängerfurt mit Ampel gibt.
Auch in Gegenrichtung ist die Lage katastrophal: Radfahrende sollen wie auf einer gefühlten Autobahn Spurwechsel in die mittlere Spur vornehmen – während rechts und links von ihnen Autos mit Tempo 50 vorbeifahren können.
Ausgerechnet rund um die Autobahn gibt es keine Radverkehrsanlagen. Hier liegt stattdessen so viel im Argen, dass ein Notradfahrstreifen an der Unfallstelle nur ein erster Schritt sein kann. Und es liegt an der Senatsverkehrsverwaltung, diesen und die weiteren Schritte zügig zu ergreifen, damit in Zukunft alle heil und gesund ihr Ziel erreichen.
