Satiredemo zur Wiedereinführung von Tempo 50 auf dem Tempelhofer Damm

Endlich ist es so weit! Das fahrradfreundliche Netzwerk Tempelhof-Schöneberg ging voran und brachte nach dem Senatsbeschluss feierlich erste Tempo 50 Schilder auf dem Tempelhofer Damm an. Auf dieser Straße soll die von Frau Bonde liebgewonnene Regelgeschwindigkeit von 50 km/h bald wieder gelten. Auf einer Demo unter dem Motto „Back to the 50s…“ wurde in der herrlich sauberen Luft auf dem Mittelstreifen erstmalig ein Gedicht zum Lobe der Entscheidung des Senates vorgetragen:

„Danke Senat, endlich ist es soweit, du hast uns von Tempo 30 befreit!
Und Senat, bitte halt auch Abstand von Querulanten, die schimpfen, Tempo 50 gefährde Passanten
und Alte und Kinder und solche Sachen, die freie Fahrt für freie Bürger unmöglich machen.
Also, bleib hart lieber Senat, scheiß auf Verkehrssicherheit
und behandle die Menschen mit Nachrangigkeit.“

Auch unsere Rednerin lobte die gute CDU-Senatorin Bonde in den höchsten Tönen:

„Wir freuen uns! Was für ein Tag! Lange genug haben wir gewartet und nun ist es soweit: Schluss mit dem Schneckentempo ! Endlich, endlich dürfen wir wieder mit 50 Sachen über den Tempelhofer Damm fahren. Seien wir ehrlich: natürlich wäre hier noch mehr drin gewesen, lieber Senat! Denn wie immer gilt: je schneller desto besser!“

Und einen Monteur hatten wir auch gleich mitgebracht, der unter dem Jubel der Anwesenden von einem Dinosaurier ein Tempo 50-Schild gereicht bekam, um es auf dem Tempelhofer Damm anzubringen.

Die Reaktionen der Vorbeikommenden waren sehr unterschiedlich: Autofahrer brachten hupend ihre begeisterte Zustimmung zum Ausdruck, eine vorbeifahrende Radfahrerin zeigte uns wütend den Stinkefinger: „Ihr habt sie doch nicht mehr alle!“. Und ein junger Fussgänger fragte entgeistert: „Das meint Ihr doch nicht ernst, oder?…“

Und ja: Der Mann hatte den richtigen Riecher. Natürlich meinten wir das nicht ernst. Es ist in der Tat ein Skandal, daß nach dem Willen des CDU-Senats hier wieder Tempo 50 gelten soll. Ein Tempolimit wieder aufzuheben, weil es Wirkung zeigt, widerspricht ja komplett dem gesunden Menschenverstand. Ausserdem gibt es viele sehr gute Gründe, die für ein Tempolimit von 30 km/h sprechen:

• Die Zahl der Verkehrsunfälle und der verletzten Personen sinkt um 25 Prozent. 
• Bei Zusammenstößen haben Menschen zu Fuß und auf dem Rad eine fünf Mal höhere Überlebenschance. 
• Mehr Zeit zum Reagieren in Gefahrensituationen. 
• Die Zahl der verletzten oder getöteten Kinder sinkt auf die Hälfte. 
• Weniger Lärm: Der Schallpegel sinkt um etwa drei Dezibel, was als Halbierung des Verkehrs empfunden wird und die Lebensqualität spürbar verbessert. 
• Bessere Luftqualität: Durch die Reduzierung besonders schadstoffbelastender Beschleunigungsvorgänge sinkt der Ausstoß von Stickoxiden. 
• Die geringere Geschwindigkeitsdifferenz zwischen Autos und Fahrrädern verbessert die Kommunikation und macht den Radverkehr sicherer.