So geht Verkehrswende im Kiez: Handjerystraße in Berlin-Friedenau zur ersten, echten Fahrradstraße im Bezirk machen!

Auch in Berlins kleinstem Stadtteil Friedenau sind die Konsequenzen einer Verkehrsplanung, die seit Jahrzehnten den motorisierten Verkehr einseitig privilegiert, spürbar. In den schmalen Wohnstraßen des Bezirks mit den vielen Vorgärten dominieren heute private Kraftfahrzeuge, die kaum einander überholen oder passieren können und andere Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger oder Radfahrende gefährden. Häufig kommt es zu den berlinweit bekannten „Autoduellen“. Gleichzeitig nimmt der Parkplatzsuchverkehr in Friedenau weiter zu, bei der Spielstraßen und verkehrsberuhigte Bereiche für die umliegenden Schulen und Kindergärten rechtswidrig als Autoabstellplätze missbraucht werden. Nachbarn, Fußgänger und Radfahrende haben das Nachsehen.

Visualisierung Fahrradstraße

Besonders trifft das auf die Handjerystraße im Herzen von Berlin-Friedenau zu.

  • Die Handyjerstraße als ruhige, auf einigen Abschnitten bereits verkehrsberuhigte Anwohnerstraße, die nicht ohne Grund als eine der „schönsten Straßen“ des Stadtteils gilt, wird bereits heute intensiv vom Radverkehr genutzt.
  • Die Handjerystraße ist für Radfahrende im Kiez bereits eine der sicheren und attraktiven Nord-Süd-Verbindungen nach Steglitz, Schöneberg wie auch Wilmersdorf – nicht zuletzt in Verknüpfung zur Prinzregentenstraße im Norden, die bereits heute auf ihrer gesamten Länge eine Fahrradstraße ist.

Deshalb setzt sich das Netzwerk Fahrradfreundliches Tempelhof-Schöneberg für die Ausweisung der Handjerystraße als echte Fahrradstraße ein. Bis heute hat der Bezirk Tempelhof-Schöneberg keine einzige Fahrradstraße umgesetzt und eingerichtet, obwohl nicht zuletzt SPD und Bündnis 90/Die Grünen im Bezirk seit 2015 die Handjerystraße als Fahrradstraße ausweisen wollen und dies in ihrer Zählgemeinschaftsvereinbarung 2016-21 nochmals bekräftigt haben.

Fahrradstraßen sind Verkehrsflächen, die dem Radverkehr vorrangig vorbehalten sind. Sie schützen den bestehenden Radverkehr und fördern ihn weiter. In Fahrradstraßen gilt grundsätzlich Tempo 30 und der KfZ-Verkehr hat Rücksicht auf den Radverkehr zu nehmen. Fahrradstraßen eignen sich besonders für ruhige Anwohnerstraßen wie die Handjerystraße in Friedenau. In echten Fahrradstraßen hat der Kfz-Durchgangsverkehr durch geeignete bauliche Maßnahmen zu unterbleiben. So sieht es das rechtlich bindende Berliner Mobilitätsgesetz vor. Das Netzwerk Fahrradfreundliches Tempelhof-Schöneberg hat für die Handjerystraße einen vereinfachten Verkehrszeichenplan entwickelt, der diesen Prämissen gerecht wird und eine echte Fahrradstraße schafft, die für den motorisierten Anliegerverkehr freigegeben ist.

Von der Ausweisung der Handjerystraße als Fahrradstraße profitieren Radfahrende wie Anwohner im Kiez:

  • Der Radverkehr bekommt auf der gesamten Länge der Handjerystraße Vorrang. Eine Unterbrechung der Fahrradstraßenregelung an jeder Kreuzung unterbleibt. Erst so wird ein zügiger und sicherer Verkehrsfluss ermöglicht. Der motorisierte Anliegerverkehr kann gleichsam die Straßen im Kiez erreichen.
  • Der motorisierte Durchgangsverkehr wird durch bauliche Maßnahmen am Perelsplatz und Renee-Sintenis-Platz wirksam unterbunden. Der Kiez rund um den Perelsplatz und Renee-Sintenis-Platz wird vom KfZ-Verkehr befreit, ruhiger und lebenswerter.
  • Insbesondere die Aufenthaltsqualität am Renee-Sintenis-Platz wird gesteigert, wie es bereits am Viktoria-Luise-Platz in Schöneberg mit seinen Freiräumen, in denen kein KfZ-Verkehr Zugang hat, zu beobachten ist.

Die Ausweisung der Handjerystraße als echte Fahrradstraße, in der kein motorisierter Durchgangsverkehr stattfindet, macht das Radfahren in Friedenau sicherer, leichter und angenehmer. Sie schafft mehr Platz für den Radverkehr. Angesichts der mageren Verkehrswende-Bilanz 2018 im Bezirk ist es Zeit, dass das Bezirksamt und die rot-grüne Zählgemeinschaft konkrete Maßnahmen für die Verkehrswende im Kiez einleiten und die Handjerystraße als Fahrradstraße ausweisen!