Einwohner*innenantrag angenommen

Unser Einwohner*innenantrag für sicheren Radverkehr auf dem Tempelhofer Damm zwischen Alt-Tempelhof und Ullsteinstraße wurde heute in der BVV mit leichten Änderungen durch die Mehrheit von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Der Linken angenommen. Wir danken noch einmal allen, die uns mit ihrer Unterschrift und ihrem Engagement den Rücken gestärkt haben. Jetzt liegt der Spielball beim Senat. Wir fordern den Senat auf, die Einwohnerschaft und den Bezirk zu unterstützen.

Wir dokumentieren hier die Rede, die wir vor der BVV gehalten haben:

Sehr geehrter Herr Vorsteher, sehr geehrte Damen und Herren,

zunächst möchten wir uns bedanken bei allen, die mit Ihrer Unterschrift den sicheren Radverkehr auf dem Tempelhofer Damm hier und heute auf die Tagesordnung gesetzt haben. Mehr als 2000 Menschen haben uns binnen zweieinhalb Wochen den Rücken gestärkt, 1760 Unterschriften waren gültig. Dafür herzlichen Dank.

Unseren Kiez sicher mit dem Fahrrad erreichen und durchqueren, mehr wollen wir nicht. Das wollen wir aber angesichts der täglichen Gefahr dringend.

Wir verstehen unseren Einwohnerantrag als Ergänzung zu Ihren Bemühungen, die sich in der Einrichtung des FahrRates und in der Verabschiedung des Nebenroutenkonzeptes zeigen und die wir ausdrücklich begrüßen.

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Bezirksbürgermeisterin, sehr geehrte  Stadträt_innen,

unser Einwohnerantrag fordert das Bezirksamt auf, sich für einen Verkehrsversuch einzusetzen und so zwischen Alt-Tempelhof und Ullsteinstraße eine sichere und angemessene Fahrradinfrastruktur zu schaffen. Setzen Sie sich bei der Senatsverwaltung dafür ein, dass Tempelhof-Schöneberg auf der Prioritätenliste oben steht. Wir Einwohnerinnen und Einwohner, Ältere und Jüngere, Kinder und Familien müssen unser Ortszentrum gefahrenfrei erreichen können. Wir wollen keine Angst haben auf dem Weg zum  Rathaus, zur Bibliothek, zu den Schulen ebenso wie zu den örtlichen Geschäften. Die Stadt und ihre Wege sind für alle da. Und das gilt nicht erst in zehn Jahren, sondern die aktuelle Verkehrsgefährdung ist schnellstmöglich zu beseitigen.

Handeln Sie klug und nutzen Sie die Zeit bis zu den Bauarbeiten der Wasserbetriebe als Versuchsphase. Sie haben in der letzten Sitzung einen langfristigen Planungsprozess beschlossen. Jetzt ist die Gelegenheit, mit einfachen Mitteln die ersten Erfahrungen vor Ort zu machen, bevor später alles dauerhaft in Beton gegossen wird. Ergreifen Sie die Chance und bereiten Sie einen lebenswerten und schönen T-Damm mit einem zukunftsgerechten Verkehr vor.

Wir wollen einen starken Handel und eine einkaufsfreundliche Straße. Fördern Sie den Radverkehr und bescheren Sie den Geschäften mehr Laufkundschaft. Studien belegen: Radfahrende kaufen weniger, aber häufiger ein. Sie bringen deshalb dem Handel mehr Umsatz. Für die Geschäfte vor Ort gehören Sie damit zu den besten Kundinnen und Kunden. Wir haben in den Geschäften nachgefragt. Viele Läden wünschen sich, dass sie mit dem Fahrrad einfach erreicht werden können. Für den Lieferverkehr der Geschäfte wird ein Radweg auch nicht viel ändern, weil die Lieferwagen angesichts belegter Parkplätze bereits heute regelmäßig in der zweiten Reihe halten. Dennoch erachten wir es für klug, den Lieferverkehr auf Zeiten mit weniger Autoverkehr zu koordinieren, also morgens stadtauswärts, nachmittags stadteinwärts.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Auch in Zukunft muss niemand auf das Fahrrad wechseln, denn mit zwei Spuren pro Richtung wird die Hauptfläche der Straße weiterhin dem Autoverkehr zur Verfügung stehen. Uns geht es vielmehr darum, die freie Wahl des Verkehrsmittels zu ermöglichen.

Und man kann durch gute Angebote zum Umsteigen einladen. Erfahrungen aus London, Paris, Barcelona und vielen anderen Orten zeigen: Wer Radwege sät, wird Radverkehr ernten.

Viele würden vom Auto umsteigen, wenn ihnen der Weg praktisch, gut befahrbar und sicher erscheint. Laden wir also ein mit einem gut befahrbaren, angemessen breiten und wirksam geschützten Radweg. Der Tempelhofer Damm als Nadelöhr zwischen Teltowkanal und Autobahn wird stark genutzt werden, deswegen muss er ordentlich sein. Sowohl die Breite als auch die bauliche Abgrenzung sind kein Luxus, sondern die Investition in eine friedliche und konfliktarme Straße. Ein solcher Radweg befreit die Bürgersteige von Gehwegradlern und vermeidet Konflikte zwischen Rad- und Autofahrer_innen.

In der letzten Sitzung haben Sie im Antrag 261 wörtlich beschlossen, dass Sie das Stadtteilzentrum in Tempelhof zurückgewinnen wollen. Wir teilen dieses Ziel und Ihre dahinterstehende Auffassung, dass unser Ortskern in der heutigen Form an die Idee einer autogerechten Stadt verloren wurde. Bedenken Sie: gerade an den Engstellen wie am T-Damm zeigt sich in den Resultaten, wo die Prioritäten liegen.

Wir freuen uns, dass Sie die Initiative ergreifen und einen ähnlichen Antrag vorgelegt haben. Der Fortschrittsbericht liegt uns am Herzen. Dass der Verkehrsversuch gut verläuft, dafür ist eine Beteiligung sinnvoll und für das Sammeln von Wissen ist eine wissenschaftliche Evaluation gut. Insofern übernehmen wir die Antrag 0379.

Wenn wir also die parkenden Autos in die halb leeren Parkhäuser verlagern,

wenn wir mit Radwegen stadtverträglichen Verkehr ohne Abgase und ohne Lärm ermöglichen,

wenn wir den Fußgängern ihren Gehweg zurückgeben,

dann gehen wir einen ersten wichtigen Schritt in eine gute und menschengerechte Stadt. Und dafür bitten wir um Ihre Zustimmung.